Psychotherapie und Seelsorge – Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Psychotherapie und Seelsorge sorgen sich beide um die Seele / die Psyche von Menschen. Es gibt in beiden Fachgebieten dazu unzählige Konzepte, therapeutische Richtungen und Schulen, seelsorgerliche Ansätze und Ausbildungsstätten.

Seelsorge hat in der Gegenwart keine eigenständigen methodischen Verfahren entwickelt. Sie orientiert sich an unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren und nutzt zur „Kommunikation des Evangeliums“ die wissenschaftlichen Kommunikationstheorien. Inhaltlich kann sie jedoch ein eigenständiges Gepräge bekommen: Dies geschieht dort, wo in die seelsorgerliche Kommunikation die Bibel und das Gesangbuch einbezogen werden, wo rituell-liturgische Vollzüge wie das Gebet oder Segen hinzukommen oder wo die Lebensdeutung aus dem christlichen Glauben heraus geschieht. Eine heilsame zwischenmenschliche Begegnung und Lebensbegleitung ist jedoch nicht erst dann eine Ausdrucksgestalt des Evangeliums, wenn in ihr gebetet oder aus der Bibel zitiert wird. Entscheidend ist, dass der Seelsorger oder die Seelsorgerin den Kontakt zu seinem Gegenüber vor dem Hintergrund seiner Glaubensvorstellungen, seiner Gottes- und Menschenbilder und seiner Lebensdeutung gestaltet.

Von einem Psychotherapeuten kann man keine theologische Lebensdeutung erwarten, von einer Seelsorger:in keine psychologische Diagnostik, keinen psychologischen Behandlungsplan und keine Verfolgung von psychologischen Therapiezielen. Seelsorger:innen dürfen auf das Wirken des Heiligen Geistes hoffen und mit ihm rechnen. Dies entlässt sie aber nicht aus der Verantwortung, bewusst mit den eigenen Fähigkeiten und Grenzen umzugehen und ihnen Rechnung zu tragen.

In diesem Vortrag will ich aufzeigen, dass es sinnvoll ist, wenn Psychotherapie und Seelsorge „Hand in Hand“ arbeiten und sich gemeinsam darum bemühen, die Seele eines Menschen zu unterstützen.