Spiritualität als Lebenskunst

Spiritualität zeigt sich im Alltag, im gewöhnlichen Leben, am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Spiritualität hat zu tun mit: den eigenen Weg finden, klären, was wichtig ist, wofür ich einstehen will bzw. wofür es sich zu leben lohnt. Glauben ist – so schreibt der Gestalttherapeut und Theologe Georg Pernter in seinem Buch „Spiritualität als Lebenskunst” – kein heimliches Getue, sondern ein (freudig, begeistertes, überzeugtes, melancholisches, trauriges, verzweifeltes…) Reden, Erzählen, Feiern und Leben dessen, was mich erfüllt, ausmacht, was mir gut tut, was mich beschäftigt. Spiritualität muss sich im Alltag, beim Einzelnen, in seinem Lebens-Zeit-Fenster bewähren. Dort hat sie ihren „Sitz im Leben“. Und deshalb ist Spiritualität auch Lebenskunst. Sie zeigt sich als ein Sich-Einlassen auf Beziehung, auf die Welt, in der man lebt. Sie ist Ausdruck einer Haltung, in der nicht das eigene Ego zuoberst steht, sondern ein Mensch fähig ist, sich selbst zu transzendieren, sich als eingebunden in ein größeres Ganzes zu sehen und doch sich selbst als Eigenes zu erleben. Spirituelle Menschen – so wie ich Spiritualität verstehe – sind fähig zu selbstverantwortlichem Handeln und Mitgestalten der sozialen und politischen Umgebung, in der man lebt.

In diesem Vortrag entfalte ich die Gedanken von Georg Pernter und möchte zeigen, dass Spiritualität sich nicht in religiösem Fundamentalismus erschöpfen sollte, sondern helfen kann, sein Leben auch allen Schicksalsschlägen zum Trotz erfüllend zu gestalten: im gesunden Ausdruck zwischen mir und der Welt, im Gefühl für das rechte Maß, im liebevollen und klaren Umgang mit mir selbst, mit den Mitmenschen und der Natur, im kraftvollen, kreativen Einsatz meiner Potentiale, in Intensität, Begeisterungsfähigkeit und Lebensfreude.